Wenn
einer eine Reise tut, dann kann er was erleben....
Und das haben wir “2 kleine Österreicher”– aus dem kleinen Land im Herzen Europas.
Zum Zeitpunkt als Thomas Strübler, unser werter
Herr Präsident Peter Kremmel und meine Wenigkeit das Flugzeug Richtung
Finnland bestiegen, hätte niemand von uns zu träumen gewagt, dass wir
mit einem derartigen Erfolg für die österreichische Karaokeszene zurückkehren
würden...
Vorweg
einen Auszug meiner meist verwendeten Sätze in Finnland:
·
Darf
man hier rauchen (panischer Blick, da kein Aschenbecher vorhanden)?!
·
Oh
– es regnet schon wieder - SCHIRM!!!
·
Verdammt
– meine Haare .... wo ist mein Föhn?!
·
Was
– so teuer?
·
Good
luck to you!!! You’ll take it!
1. Tag, Mittwoch, 28. Juli
2004 – der Tag der Anreise
Mittwochmorgen
um 6.50 Uhr ging in aller Herrgottsfrüh (ein wahrer Fluch für einen
Nachtmenschen wie mich!) unser Flug Richtung Finnland. Ich hatte gleich
die Nacht durchgemacht und die Zeit damit verbracht, zu sondieren, was
ich auf meine erste Flugreise mitnehmen würde. Thomas hatte die ganze
Nacht im Zug bzw. am Flughafen Wien/Schwechat zugebracht (wartete er
doch schon seit 1.00 Uhr morgens am Flughafen auf die Weiterreise!).
Auf
den Flug selbst hatte ich mich beinahe am allermeisten gefreut – noch
nie zuvor war ich in einem Flugzeug gesessen. Das Beste daran: der Start
und das Kurvenfliegen!!!
Unser
Kamerateam trafen wir am Flughafen in Helsinki. Bis wir im Hotel
eintrafen, welches noch ca. 140 km entfernt war, war es schon früher
Abend (zugegeben: wir ließen uns auch Zeit, zumal auch noch ein
Leihwagen organisiert werden musste – außerdem musste das entstandene
“Rauchdefizit”
der benachteiligten rauchenden Belegschaft vom Vormittag aufgeholt
werden...). Im Hotel angekommen, blieb gerade noch Zeit zum Duschen und
Umziehen. Wir wollten uns ja gleich am 1. Tag das eigens eröffnete
Festgelände ansehen.
Wir
wurden dort sehr freundlich empfangen und erhielten gleich ein Kuvert
mit den Teilnahmebedingungen, der Einteilung der Teilnehmer, sowie
unsere Ausweise, die mit unseren Namen und dem Teilnehmerland versehen
war und uns während der nächsten Tage Zutritt zum ganzen Gelände
verschaffen würde.
Im
angrenzenden Festzelt auf dem Gelände bestand bereits die Möglichkeit,
auf einer kleinen Bühne zu üben und wir waren erstaunt, wie viele gute
Stimmen wir dort bereits hörten. Das Einzige, was Thomas und mich doch
etwas erzürnte, war die Tatsache, dass wir unser 1. Lied gegen 19.30
Uhr abgaben, und um 23.45 Uhr noch immer nicht zum Singen dran kamen. Da
gingen wir nämlich todmüde bei strömendem Regen ins Hotel zurück.
2. Tag, Donnerstag, 29. Juli
2004 – 1. Runde der Ausscheidungen
Um 18.10
Uhr begannen die Ausscheidungen auf der Hauptbühne. Somit hatten wir
also tagsüber noch genügend Zeit, uns ein wenig Heinola anzusehen.
Diese Ortschaft kennen wir, wie von Peter in seinem Bericht schon erwähnt,
mittlerweile wie unsere Westentasche. Vereinfacht gesagt: man geht dort
einfach immer nur geradeaus und kommt überall hin. Womit ich (als
Orientierungsgenie bekannt) wahrlich Mühe hatte, mich zu verlaufen. Es
gibt dort verschiedene Plätze, an denen einzelne Geschäftszentren
situiert sind. Wie z.B. Banken, Friseure, Elektrogeschäfte, Cafés,
Kaufhäuser usw. Schon am 2. Tag kennt man dort jedes Geschäft. Und das
Schönste für Fußgänger: die Autos fahren dort zivilisiert, wie ich
es noch in keinem Land zuvor gesehen habe! Tempo 40 im Ortsgebiet –
und man kann dort jederzeit seinen Fuß auf die Straße setzen
ohne mit der Angst leben zu müssen, jeden Augenblick überrollt zu
werden. Thomas hatte bereits Kontakt zum Vorjahressieger aus England,
Uche Eke geknüpft und war mit einigen der Teilnehmer aus den anderen Ländern,
die auch im Hotel logierten, unterwegs, um sich die Stadt anzusehen.
Ich zog
auf eine Shoppingtour durch Heinola und fand (nach einiger Mühe) doch
noch einen Friseur (freu!), der Englisch sprach. Auch schien kurz für 1
Stunde die Sonne! Eine halbe Stunde nach meinem Friseurbesuch war ich um
€ 30,- ärmer, mein Haar kringelte sich wieder wie zuvor und es
schüttete wieder in Strömen...
Den Abend
verbrachten wir damit, auf unseren Auftritt zu warten. Thomas war in der
letzten Gruppe, Startnummer 60 (ca. 0.10 Uhr), ich in der 2.,
Startnummer 26 (ca. 20.00 Uhr). Wir hörten viele großartige Sängerinnen
und Sänger. Die Teilnehmer aus Irland, England, USA und vor allem
Libanon fielen uns besonders auf. Kein Wunder – wer eine so weite
Reise hinter sich hatte, musste fürwahr gut sein.
Thomas
sang souverän sein “Bed of Roses”
(Bon
Jovi) und überzeugte durch seine atemberaubende Bühnenshow, ich
gab “Black Velvet”
(Allanah Myles) zum Besten. Nachdem wir erst so spät sangen, mussten
wir zwar sehr lange auf unseren Auftritt warten, hatten aber mehr von
den Lichteffekten, die erst am späteren Abend wirklich zum Tragen kamen
(dort oben im Norden herrscht nur ca. 2 Stunden wirkliche Dunkelheit).
Der
morgige Tag würde die Entscheidung bringen...
3. Tag, Freitag, 30. Juli
2004 – 2. Runde der Ausscheidungen – die 1. Entscheidung
Obwohl
das Frühstücken in unserem Hotel nur bis 10.00 Uhr morgens möglich
war, schafften wir es (nachdem wir Donnerstagmorgen gleich einmal
verschlafen hatten) doch noch knapp vor 10.00 Uhr in den Frühstückssaal.
Tagsüber waren wir wieder in Heinola unterwegs, ich aß im feinsten
Lokal der Stadt ein Rentier-Ragout (wo ungewöhnlicherweise auch das
Rauchen erlaubt ist (freu!)).
Was
Thomas und ich nicht gewusst hatten: heute Abend durften noch einmal alle
singen. Was ich persönlich für eine wirklich gute Idee halte. Nachdem
von den rund 70 Teilnehmern nur die besten 15 Frauen und Männer heute
Freitag aufsteigen, wäre es für all jene schade, die eine weite Reise
hinter sich haben und dann aber nicht weiterkommen und insgesamt nur ein
Lied singen durften. So hatten wirklich alle Gelegenheit, an 2 Tagen auf
einer großen Bühne zu stehen und zumindest 2 Lieder zu singen. Ich
sang “Blue Suede Shoes” (Elvis), Thomas “Saturday
Night” (Bon Jovi).
Gegen
1.30 Uhr stand es schließlich fest:
Thomas
und ich waren bei den letzten 15 Finalisten für das Viertelfinale am
Samstag dabei!!!!
Nachdem
das Niveau der Teilnehmer derartig hoch war, war unsere Freude natürlich
riesengroß!!
Das
für mich Schönste war das Gefühl der Zusammengehörigkeit der
Finalisten und die innige Freude für sich und jeden anderen, der es so
weit geschafft hatte.
4. Tag, Samstag, 31. Juli
2004 – DAS FINALE
Wir
waren heute schon ab 12.00 Uhr am Gelände. “Dress Rehersal”
stand auf unserem Terminplan. Irrig waren wir der Meinung gewesen, dass
wir nun diverse Bühnenkleidung anprobieren würden... Vielmehr ist
dieser Begriff als “Generalprobe”
gedacht, bei welcher allen Kandidaten die Möglichkeit gegeben wurde,
die Playbacks (die dort im übrigen eine sehr gute musikalische
Qualität mit echten Instrumenten und guten Chorstimmen haben)
auszuprobieren. Thomas probierte glücklicherweise auch seine Songs aus
– hatten sie doch das falsche Playback (“Come Undone”
von Duran Duran, statt von Robbie Williams) bereitgestellt.
Er
nahm es überaus locker. Nach Aufklärung der Situation hatten wir
wieder einmal gut gelacht...!
Um
14.00 Uhr wurde Thomas (der durch seine Darbietung, Hingabe auf der Bühne
und seine völlig andere Musikrichtung dort sehr positiv aufgefallen
war) bereits von CNN interviewt. Ebenso die spätere Siegerin der Damen,
Samantha Sayegh (Libanon), sowie der 2. Teilnehmer aus dem Libanon, Sami
Gabriel. Thomas und Samantha waren im Nu zu den dortigen Publikums- und
Medienlieblingen avanciert.
Gegen
18.05 Uhr wurde es wieder spannend...
Thomas
und ich waren beide in der 2. Gruppe ab 19.45 Uhr eingeteilt
(Startnummer 21 und 28). Nun waren nur mehr die Besten übrig. Die Luft
wurde nun schon ungeheuer dünn.
Was
ich auch sehr nett fand: die Damen wurden von einem männlichen
Moderator angekündigt, die Herren von einer Frau.
Um
ca. 21.00 Uhr stand es fest:
Thomas
(“She’s So High”
(Bon
Jovi))
und ich (“You Light Up My Life“ (Debbie Boon)) hatten
den weiteren Aufstieg ins Halbfinale geschafft! Wir waren unter den
letzten 10!!!!!
Unsere
Erwartungen wurden damit bei weitem übertroffen – waren wir schon über
die Auswahl unter die letzten 15 glücklich gewesen.
Also...
noch einmal umziehen (Thomas ging nun die Garderobe aus... *g*).
21.30
Uhr – Halbfinale
Thomas
hatte die Startnummer 8 (“Come Undone”
(Robbie Williams)); ich die Startnummer 13 (“Think Twice”
(Celine Dion)).
Nur
5 Männer und 5 Frauen würden noch übrig bleiben. Eine
eventuelle Reihung war kaum abzuschätzen – man hörte weder falsche Töne
noch bewegten sich die einzelnen Kandidaten schlecht. Die Jury hatte
wahrlich Mühe, eine gerechte Entscheidung zu treffen.
Thomas
kam weiter – ich leider nicht. Doch ich freute mich riesig für ihn
und unser Land!!!! Eine Platzierung unter den 10 besten Frauen neben
Teilnehmerinnen aus USA, Norwegen, Libanon, Irland, Dänemark und
Finnland war mehr, als ich mir je zu hoffen gewagt hätte.
1.30
Uhr – The Winner is…
Noch
ehe es in dieser verregneten finnischen Nacht wieder hell zu werden
begann, stand es fest: Thomas war WELTMEISTER!!!!!
Wir
konnten es alle kaum fassen. Mit “This Ain’t A Love Song”
von Bon Jovi hatte sich Thomas seinen Platz auf dem Siegerpodest neben
Finnland, Libanon, und den USA ersungen.
Ich
musste eine gute Weile warten, bis ich ihm gratulieren konnte, so sehr
wurde er von Reportern und Fotographen umringt. Es war unglaublich!
Natürlich
wurde dann noch gefeiert; in der einzigen Diskothek Heinolas. Sie hatte
zwar bis 4.00 Uhr morgens geöffnet, doch wird dort (egal wie gut die
Stimmung ist, und das war sie bei den Finalisten quer durch die Reihen)
um 3.30 Uhr die Musik (mitten im Lied!) abgedreht und das Licht
aufgedreht.
Aber
das machte nichts: wir feierten noch bis gegen 5.00 Uhr früh im
Gemeinschaftsraum unseres Hotels weiter.
Bis
Sonntagmittag würden alle wieder auf dem Heimweg in verschiedenste
Richtungen der Welt sein – aber nun wurde gefeiert.
Und
nach Tagen ohne Heuschnupfen hatte ihn Thomas auf unserem Rückflug
endlich wieder zurückbekommen – musste er doch wegen seines
Blumenstraußes und des Haarkranzes andauernd niesen (Gesundheit!).
Abschließend
möchte ich noch festhalten, dass diese 5 Tage in Finnland wohl meine größte
musikalische Erfahrung in meinem bisherigen Leben war.
Der
Aufenthalt war eine unheimliche Bereicherung für mich. Die Leute dort
sind sehr freundlich, höflich und hilfsbereit. Einige Freundschaften über
alle Grenzen hinaus wurden in diesen paar Tagen geschlossen. Alle
Teilnehmer haben dort durch die Musik etwas miteinander geteilt – egal
woher sie kommen und egal wie verschieden sie sonst auch sind. Die
Finalisten drückten einander gegenseitig die Daumen und obgleich wir
alle Konkurrenten waren, gab es kaum Neid oder Missgunst. Außerdem bin
ich unheimlich stolz, dass Thomas der männliche Karaoke-Weltmeister ist
und ich hätte mir keinen angenehmeren österreichischen Gesangspartner
vorstellen können, als den etwas schüchternen, bescheidenen,
charismatischen Thomas. Das Zittern und das gegenseitige Daumenhalten
und Weiterkommen von Runde zu Runde war ein unheimliches tolles
Erlebnis. Kaum einer wie er versteht es, den Liedern auf der Bühne
Leben und Seele einzuhauchen. Wenn man ihn hört, hat man das Gefühl,
auf einem richtigen Popkonzert zu sein. Ich wünsche ihm und allen
anderen Finalisten an dieser Stelle alles Glück und Gottes Segen für
die Zukunft. Vielleicht sehen wir einander eines Tages wieder, um ein
gemeinsames Konzert zu geben.
Musik
zu fühlen und sie - egal in welcher Art auch immer - machen zu können
und dieses Gefühl an andere Menschen weiterzugeben, ist das Schönste,
was es im Leben gibt.
For
this reason: “Keep on singing!”
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